Mittwoch, 19. März 2014

Schild(er)bürger

Was haben wir denn?


Wie ich im Beitrag Ein Schritt vor, zwei zurück… – Teil 3  erwähnte, kostet ein Verkehrsschild in der Anschaffung um die 200€.  

Um abschätzen zu können, ob man durch Einführung von Konzepten, wie Shared Space, oder durch radikalen Schilderrückbau vielleicht den stets klammen Haushalt der Stadt entlasten könnte, hatte ich am 28. Februar 2014 eine Bürgeranfrage gestellt. 

Ich fragte die Stadt Leipzig:
  1. Wie viele Verkehrsschilder gibt es in Leipzig insgesamt?
  2. Wie viele davon werden pro Jahr zu welchen Kosten repariert, erneuert oder beschafft?
  3. Wie viele Verkehrsschilder weisen auf Tempo30 oder auf Tempo30-Zonen hin?

Die Idee war, anhand der Anzahl und der Neuerungsrate die ungefähren Kosten für den Schilderwald zu bestimmen.

Einwohneranfrage, so easy!


Die Stadt schickte mir heute ihre Antwort, die leider nicht in jedem Punkt zufriedenstellend war. Aber dazu gleich mehr. Ich möchte an der Stelle jeden Leipziger ermutigen: Stellt Einwohneranfragen. Das genaue Prozedere wird auf der Seite der Stadt beschrieben. Kurz: Jeder Einwohner kann eine Frage mit drei Unterfragen stellen, die Leipzig betreffen. 

Die Antwort

Das Bauderzernat schickte mir heute die Antwort zu (da ich beruflich leider nicht an der Ratsversammlung teilnehmen konnte).  



Und nun?


Wir haben in Leipzig also 65.000 Verkehrszeichen, jedes hat einen Mindestwert von 200€, macht also, Achtung BWL-Freunde,  13.000.000 € gebundenes Kapital. ;-) Übrigens haben wir im Vergleich nur 57.732 registrierte Bäume in LE – also mehr Verkehrsschilder als Bäume!

Im Ernst, das ist eine Menge Holz (also die Zahl der Schilder!). Leider wurde mir die Neuerungsrate nicht mitgeteilt. Schauen wir mal, ob sich dazu was im Haushalt findet. Hier hilft vielleicht der interaktive Haushaltsrechner weiter. Ich würde vermuten(!), daß die Wartungskosten im Posten Verkehrsmanagment/Aufwendungen für Sach- und Dienstleistungen in Höhe von
307.600 € verborgen sind (wenn es jemand weiß, bitte Mail!). Wenn ich von geschätzten 2% Erneuerungsrate ausgehe, wären das 260.000€, was hinkommen könnte. Dies ist aber Spekulation.

Interessant fand ich die Zahl der Tempo30- und Tempo30-Zonen-Schilder. 2.323 Verkehrsschilder (also 3,6% aller Verkehrsschilder) zeigt, daß Leipzig schon recht verkehrsberuhigt dasteht. Vor dem Hintergrund, daß wir mehr Schilder haben, als Bäume müssten die Grünen konsequenterweise darauf drängen die Tempo30-Zonen abzuschaffen (weil dies Schilder spart) ;)

Weniger ist mehr?

Zum Vergleich, wir haben in Leipzig ca. 1760km Straßen, davon 332km Hauptverkehrsstraßen.  Bei 3571ha reiner Verkehrsfläche. Im Schnitt stehen aller 750m ein Tempo30 Schild und aller 2,7m ein beliebiges Verkehrsschild.

Wir sollten schon mal darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn ein Verkehrsteilnehmer aller 2,7m neben den anderen Verkehrsteilnehmern und sonstigen Ablenkungen noch die Bedeutung eines Verkehrsschildes erfassen muß.

Wäre es da nicht konsequent, nicht nur im Sinne der Einsparung, sondern vor allem im Sinne der Verkehrssicherheit darüber nachzudenken, ob Leipzig hier nicht vielleicht doch seine Prioritäten anders setzen sollte?

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