Freitag, 15. Februar 2013

Gamification - Ihr seid gefragt!

Warum Gamification

In meinem letzten Beitrag »Ab jetzt wird wieder in die Hände gespuckt!« habe ich die Idee von Gamification vorgestellt.

Da es dazu viele Rückfragen und Anmerkungen gab, möchte ich hier nochmal vorstellen, um was es geht. Gamification wird gut in dem Artikel bei Wikipedia erklärt. Kurz, es geht darum, daß wir die Bierernstigkeit und das krampfhafte der letzten Monate endlich hinter uns lassen.

Es geht nicht darum, aus den Piraten eine Spaßpartei zu machen, sondern darum, selbst bei allem wieder Spaß und Freude zu empfinden. Es geht darum, die Melodie der Politik in Dur und nicht in Moll zu spielen. Das Verbissene hinter uns zu lassen.

Nur, wenn wir wieder unverkrampft an den Infoständen stehen, wenn wir nicht nach Medienberichten und Prozentzahlen schielen, wenn wir lieber unser Ding machen, weil es unser Ding ist und weil wir es auf unsere Art und Weise, mit Freude und Liebe machen, dann kriegen wir das auch mit Bundestagswahl hin.

Da draußen braucht es nämlich keine weiteren Politiker mit Stock im Arsch. Da braucht es frischen, kräftigen Wind, der auch mal durch vermiefte Ecken huscht.

Was bedeutet also Gamification von »Politik machen« für uns, wie können wir das schaffen? Eigentlich einfach, stellt Euch vor, alles was ihr tut, könnte ein cooles Spiel sein. Es geht vordergründig nicht um Wettbewerb. Auch wenn man das anhand meines Beispiels »Pressecounter« aus letzten Beitrag annehmen könnte.

Versucht statt Wettbewerb eher den kreativen Gedanken zu übernehmen!

Übrigens ist die Idee von Gamification bei uns nicht neu, siehe Twitter-Meldung:
 12 Okt
Könnte man dieses Spielprinzip irgendwieTM bei anwenden um die Performance hochzuschrauben?

Oder dieser hier:
Zu wenige nutzen Liquid Feedback. Ich bin für Gamification. Politik muß Spaß machen
Für weiterführende Artikel zu Gamification, hier noch ein paar Links:
  1. Stumbled across this really great presentation on "gamification" and design pitfalls therein:
  2. Das Leben ist ein großes Spiel! Die taz über Gamification und wie dies Arbeit und Leben erleichtert. http://bit.ly/qIryZS

Hier ein paar Beispiele von mir, wie Gamification bei uns Piraten aussehen könnte. Wenn ihr weitere Beispiele habt, schreibt Sie in das folgende Pad:

http://piratenpad.de/p/JetztWirdWiederInDieHaendeGespuckt

Beispiele:

  1. Bei euch auf dem Lande nerven die alten Politiker? Geht auf Kegelbahn, beklebt Pins mit Photos und kegelt sie weg!
  2. Bei euch gibt es zwei Lager? Veranstaltet offiziösen Tauziehwettbewerb, ruhig einmal pro Monat!
  3. Eure Piratenflyer sind nicht gefaltet? Holt Euch Schaumküsse, teilt in kleine Stapel, pro zuerst gefalteten Stapel e. Kuss
  4. Du wirst von anderen Piraten vollgenölt, weil was in die Hose gegangen ist? Spielt: schwarzer Peter!
  5. Ihr könnt zeichnen? Wie wäre es mit einem Piratentroll Quartett?
  6. Der BuVo kotzt euch wieder mal an? Schreibt eine BuVo Weitwurf App! Ihr seid doch fähige Piraten!
  7. Nutzt eure Rollenspiel Erfahrung und macht aus Aufgaben Piraten-Quests!
  8. Ihr müsst auf Land Piraten Plakate aufhängen? Wie überrascht wärd ihr, wenn an GPS Koord. e. kühles Bierchen zu finden ist?
  9. Ihr seid als Piraten auf öder Talkshow eingeladen? Spielt Politbingo! :-)
  10. Eure Piraten Flyer sind gedruckt und, oh Schreck!, ein Fehlerchen! Geht auf Passanten zu, lasst sie den Fehler finden! (Idee von Piraten Mittelsachsen zum Tag der Sachsen entwickelt)
  11. Bei euren Arbeitstreffen gehen die Stillen und Leisen verloren? Werft Würfel! Pirataergerdichnicht
  12. Auf Strasse, sprecht Passanten auf Piraten an, schiesst Foto von euch, und ihr geht vielleicht mit Titel "Charmbolzen" nach Hause :-)
  13. Ihr habt im KV 'nen Troll, u. immer wieder dreht sich alles um ihn? Macht Spiel "Verflixter Troll" daraus! Spende, wenn genannt
  14. Am Infostand: Erkläre "Transparenz" ohne Begriff selbst und ohne "Glas" zu benutzen

    Freitag, 8. Februar 2013

    Ab jetzt wird wieder in die Hände gespuckt!

     

    Piraten! 

    Das wir zur Zeit ein paar Probleme haben, ist Euch sicherlich schon  aufgefallen. Nach einem längeren Gespräch mit @d1etpunk (Phlo) haben wir zwei Punkte ausgemacht, warum wir es nicht schaffen aus der Negativstimmung herauszukommen.
    Original von Gedankenstücke, cc by sa

    Im folgenden findet Ihr eine kurze Analyse der Probleme mit Vorschlägen zu deren Behebung. Das ist nicht der Weisheit letzter Schluss, und nicht jeder mag der Analyse zustimmen. Aber das ist egal, denn jeden von uns kotzt der Status quo an und das müssen wir drehen!

    Problem 1, Das fehlende uns einigende Moment


    IMHO ist unser Hauptproblem, dass wir uns nur mit uns selbst beschäftigen. Jeder zieht in eine andere Richtung, aus Angst, die Piratenpartei könnte in die falsche Richtung driften. Und genau dies führt zu Spannungen und bringt die Partei zum zerreißen.

    Als ich mit Phlo gesprochen habe, ist uns aufgefallen, dass wir in fast allen Programmpunkten irgendwo miteinander streiten könnten.  Aber wir tun es nicht, und wisst ihr warum? Weil uns diese Partei wichtig ist, weil wir wissen, dass wir (Achtung! Nautische Metapher!) in einem Boot sitzen.

    Nicht, dass ihr das falsch versteht, wir streiten uns schon und manchmal schreien wir uns auch an. Aber wir können uns danach auf ein Käffchen oder ein Bierchen treffen und alles ist okay. Wir trennen schlicht Politik und Privates. Wir wissen: Hey! Es ist nur Politik!

    Wenn wir uns einordnen müssten, wäre Phlo vermutlich zum "linken Flügel" und ich zum "liberalen Flügel" dieser Partei zuzuordnen. Und es sieht so aus, als lägen dort auch die großen Hauptströmungen, die zur Zeit die Partei auseinanderzureißen drohen. Aber nochmal: Hey! Es ist nur Politik!

    Lösungsvorschlag, das einigende Moment

    Aus dieser Erkenntnis schlage ich vor, den Konflikt um die Deutung unseres Programms zu kanalisieren. Wenn auf jeder Ebene, vor allem im Bund sich wöchentlich je ein Vertreter des "linken" und des "liberalen" Spektrums finden und jeweils genau einen Punkt des Grundsatzprogrammes aus ihrer Sicht kommentieren, zusammen unter Hilfe eines Moderators debattieren, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.
    Wir erreichen erstens, dass jeder intern wie extern über diese Debatten unsere Inhalte mitbekommt (und hey, wir haben geile Inhalte!).
    Und zweitens, wenn wir uns in der Diskussion darauf besinnen, das einigende Moment, also die Aspekte hervorzuheben, die sowohl von der
    einen, wie von der anderen Strömung geteilt werden, herauszustellen –
    nimmt dies die Schärfe aus der Partei.
    Und letztlich ergibt sich noch ein anderer netter Nebeneffekt, wenn auf einmal die Vorbereitungen auf die Debatte über Inhalte wichtig werden, verlieren Nebenschauplätze an Bedeutung.

    Problem 2: Der Spaß ist uns abhandengekommen


    Ein anderer Punkt, der sicherlich jedem aufgefallen ist, insbesondere denen, die schon länger dabei sind: Politik in dieser Partei macht seit ca. einem Jahr keinen so richtigen Spaß mehr. Wir sind zu einer Horde grantelnder Aktiven geworden. Oder wie ich es auf Twitter mal schrieb: "Wenn diese Partei sonst nichts erreicht haben wird, sie hat zumindest eine Menge Zyniker produziert."
    Doch, wenn wir alle stinkig sind, wenn es uns eigentlich keinen Spaß mehr macht, wie wollen wir dann da draußen die Bürger von uns und unseren Ideen überzeugen? Wo sind unsere coolen Aktionen? Betrinken wir uns auf Parteitagen, weil wir Spaß haben? Oder werden die Flaschen mittlerweile aus lauter Frust leergesoffen?

    Wir müssen da raus!

    Lösungsvorschlag, Gamification

    Als Idee schlage ich vor, aus allem ein Spiel, eine Art Hogwarts House of the year-Spiel für Politik zu machen. Es braucht nicht viel. Wir können die Rivalität zwischen LVs und Bund dafür nutzen.

    Ein Beispiel: Pressecounter


    Die Regeln:
    • jeder LV und auch der Bundesvorstand ist eine Mannschaft. 
    • es zählen nur Berichte über Aktionen(!), die sich auf das Bundesprogramm beziehen
    • es gibt +10 Punkte für jede positive Erwähnung in den Medien, als Beleg zählt Screenshot der Zeitung, oder Link auf Artikel
    • es gibt +50 Punkte, wenn in der positiven Erwähnung ein Bild von der Aktion steht
    • es gibt -100 Punkte für jede negative Presseerwähnung, die eine Mannschaft produziert

    Der Counter wird wöchentlich aktualisiert. Deadline ist
    Bundestagswahl. 
    Die beste Mannschaft darf sich ein Jahr lang "Coolste Piraten Deutschlands" nennen. :)

    Alles kann ein Spiel werden!


    Lasst uns versuchen, aus allem ein Spiel zu machen, denn wenn wir Spaß haben, macht Politik Spaß. Und wenn Politik Spaß macht, können wir die Menschen da draußen von uns überzeugen. Wir können ein Spiel daraus machen die Grünen, die Linke, die SPD, die CDU/CSU, die FDP zu reizen. Wir können einen Counter für Infostände machen. Eure Kreativität ist gefragt!

    Macht ihr mit? Wenn ja, verbreitet diesen Post, ergänzt ihn und fragt Euch, wie kriegen wir die Stimmung bei uns Piraten ins Positive gedreht?!

    Ich danke Euch und frei nach Bob: "Jo, wir schaffen das!" :)
    Danke an alle, die geholfen haben, diesen Beitrag zu verbessern. Es waren eine ganze Menge. Danke!

    Donnerstag, 7. Februar 2013

    Umfrageauswertung, ein Knochenjob

    Ich hatte mich letztes Jahr hinreißen lassen, dem @einfachnurmark bei der Auswertung des Fragebogens des LV Piraten Sachsen zu helfen.

    Mark hatte letztens die ersten Ergebnisse schon ausgewertet und mich fieserweise(!) unter sozialen Druck gesetzt. ;)

    Kurzum, ich habe die Rohdaten per Script verwurstet. Hätte schneller gehen können, leider fehlten einige Daten #ausgründen im Datensatz, so daß das original R Script nicht einsetzbar war.

    Die zweite Häßlichkeit war, daß es im CSV Strings gab, die Trennzeichen und Zeilentrennzeichen enthielten (Freitextfelder).

    Egal, die erste Etappe ist geschafft und die Zwischenergebnisse (ohne Grafiken, ohne Prozente, ohne kontextuelle Wertung) sind nun im Wiki zu finden: http://wiki.piratenpartei.de/SN:Umfragen#Zwischenstand_Auswertung

    Wer Fehler findet, bitte bei mir melden.

    PS.: Es sind 112 Fragen und im Schnitt 510 Antworten.

    Sonntag, 3. Februar 2013

    Strukturirrsinn - eine Antwort

    TT.MM.JJJJ
    Foto: André Benedix
    Creative Commons NC ND



    Ein (polemisches!) Vorwort

    Ich muß doch mal ein paar Worte zum Thema »Strukturirrsinn« loswerden.

    Warum? Letzte Woche postete der amtierende Landesvorsitzende Florian A. Unterburger in seinem Blog einen Beitrag »Der Sächsische Strukturalismus«. Ich weiß nicht, was ihn bewegt hat, diesen Artikel zu verfassen, der Wille zum Anheizen einer programmatischen oder politischen Debatte war es ja wohl nicht.

    Unabhängig vom zugrundeliegenden Motiv strotzt der Artikel nur so von falschen Aussagen und Schlussfolgerungen und wenn der Unsinn im Netz so unkommentiert existiert, glaubt das am Ende noch jemand.

    Ende der Polemik.

    Da ich 2 Jahre selber im Landesvorstand war und vorher schon 1½ Jahre Erfahrung im Bundesschiedsgericht gesammelt habe, traue ich mir zu, die Probleme des "Sächsischen Strukturalismus" zu beurteilen.

    Beispiel Zwickau


    Im Blog schreibt Florian: "…besagte Landkreis ist auch der Auslöser für ebenjenen Blogartikel, den ihr gerade lest. Zwickau hatte bereits einen Kreisverband, welcher aufgrund von Handlungsunfähigkeit vom Landesparteitag aufgelöst werden musste, und ist deshalb ein gebranntes Kind. Nichtsdestotrotz gibt es Piraten in Zwickau, die einen neuen Anlauf starten wollen – gleichfalls gibt es dort solche, die verständlicherweise das Feuer scheuen. Wie ihr unschwer erahnen könnt, bin ich Unterstützer der ersteren."

    Was in Zwickau passierte waren zwei Dinge.
    Erstens, der KV Zwickau hatte sich gegründet, ohne genügend hohe Anzahl von Aktiven vor der Gründung zu haben. Gleiches ist vielfach die Ursache für Probleme in anderen Gliederungen, dazu später mehr.

    Zweitens hatte der KV Zwickau sich in seine Satzung ein Quorum hineingeschrieben, welches sich auf die Anzahl der Mitglieder der Gliederung bezog. Im Klartext, eine Kreisversammlung konnte nach Kreissatzung nur dann durchgeführt werden, wenn eine festdefinierte Anzahl von Mitgliedern auftauchen.

    Ob so ein Quorum notwendig ist oder nicht, wenn überhaupt, so sollte man das Quorum nur für die erste Einberufung vorsehen. In Zwickau hatte der Vorstand durch monatelange Untätigkeit geglänzt, der KV Zwickau wurde dann durch den Landesvorstand aufgerufen, einen Kreisparteitag durchzuführen. Da sich der Kreisverband durch Satzung und Untätigkeit selbst blockiert hat, aber auch Gelder blockiert waren, die an anderer Stelle fehlten, beschloß der Landesvorstand den einzig noch verbliebenen Weg über das Mittel der Gebietsauflösung zu gehen. Unter http://wiki.piratenpartei.de/SN:Dokumente/Vorstandsbeschl%C3%BCsse/2011_05_23#LV-SN_2011_05_23_03 gibt es die ausführliche Begründung und Historie.

    Kurzum, was wir aus Zwickau gelernt haben sollten:
    1. Keine Quoren in Satzungen schreiben
    2. Keine Gliederungen gründen, wenn zu wenig Aktive vor Ort
     

    Verantwortung schafft Aktivität


    Unter diesem Titel schreibt Florian A. Unterburger:
    Entgegen vieler Erzählungen aus Nachbarbundesländern, die Verbandsgründungen pauschal als Postengeschacher für Titelgeile abqualifizierten, habe ich hier grundlegend andere Erfahrungen gemacht. In Dresden wie auch Sachsen hat sich mehrmals gezeigt, dass der Vertrauensvorschuss, in ein Amt gewählt zu werden, zu deutlich mehr Aktivität geführt hat. Die Verpflichtung gegenüber “den Wählern”, die übernommene Verantwortung führte vielfach – auch bei Neupiraten, die relativ schnell zum Beisitzer gewählt wurden – zur Selbstverpflichtung, etwas zurückgeben zu müssen.

    Dazu ein paar Anmerkungen. Wenn man die Mitglieder fragt, warum Sie in den Vorstand wollen, kommt oft die Aussage, "weil ich da etwas bewirken kann". Mich schüttelt es regelmäßig, wenn ich so etwas höre. Denn wir sind eine Partei, in der jedes Mitglied, wenn es will, sich nahezu überall einbringen kann. Und wenn man dann nachhakt, welche Dinge, es denn im Vorstand glauben machen zu können, welche es als Teil der Basis nicht machen kann, leuchten oft gähnende Fragezeichen über den Vorstandskandidat auf.

    Im Beitrag schreibt Florian sinngemäß, daß es ja einen Vertraunsvorschuß für die gewählten gebe und die gewählten Vorstände dadurch sich verpflichtet fühlen etwas zu tun.

    Ganz ehrlich, bei solchen Aussagen bekomme ich das große Kotzen. Erstens, müssen wir doch nicht ernstlich externe Anreize schaffen, damit Leute etwas tun! Wir sind doch alle deswegen Piraten geworden, weil wir etwas tun wollen(!), damit sich in diesem Lande etwas ändert! Ich habe mich damals nicht für Landesvorstand beworben, weil ich ich mir da einen regelmäßigen Tritt in den Allerwertesten abholen wollte. Ich habe den Job gemacht, weil es andere vor mir so grottig gemacht haben, daß ich mich aus Notwehr da hin gestellt habe. Und aus Notwehr mache ich auch Politik bei den Piraten. Jeder, der ein Jahr im Vorstand auf Landes- oder Bundesebene hinter sich hat, weiß(!), daß man alles bekommt, nur keine Motivation sich der Basis verpflichtet zu fühlen. Denn als Vorstand ist man der permanenten Kritik der Basis ausgesetzt. Da muß man mit intrinsischer Motivation ins Amt hineingehen, damit man die volle Amtszeit nach besten Wissen und Gewissen ausgestalten kann.

    Zweitens, die Einwände der anderen Landesverbände, daß oftmals ein Postengeschachere einsetzt, ist nicht einfach wegzuwischen. Gerade im Vorfeld der Aufstellungsversammlungen gab es bundesweite Fälle, in denen Familien- und Freundesclans versuchten eine Gliederung zu gründen, um ihre Chancen für ein Bundestagsmandat zu steigern. Solche Hinweise, ein wachsames Auge auf neuzugründende Untergliederungen zu haben, sollte man nicht als "unqualifiziert" abtun, sondern ernstnehmen.

    Zurück zur Überschrift "Verantwortung schafft Aktivität". Diese Überschrift ist nicht ganz falsch. Verantwortung kann jeder einzelne durch Aktivität übernehmen. Und dieses Zeigen von Verantwortung motiviert andere, aktiv zu werden.

    Kurzum:


    1. Durch verdientes Vertrauen Belohnte Aktivität schafft Verantwortung.
    2. Jeder kann bei uns aktiv werden, da helfen keine Vorstandsposten

    Dezentralität schafft Identifikation

    Grundsätzlich stimme ich hiermit überein. Dinge können und sollten besser vor Ort behandelt werden. Doch bedarf es dafür Untergliederungen? Nein. Es bedarf eines Ansprechpartners vor Ort, der Wegweiser spielt. Und nach und nach werden sich vor Ort gewachsene, dynamische Strukturen herausbilden, nicht par ordre de mufti, sondern nach und nach.

    Und wenn es vor Ort keine Piraten gibt, die kommunales bearbeiten wollen, dann ist das so. Davon geht weder die Welt unter, noch müsste man da irgendwie eingreifen. Im Gegenteil, solche Aktivitätskerne muß man unabhängig, ob Kommunalthema oder Bundesthema, fördern, unbürokratisch,  motivierend, anerkennend. Wenn das passiert, dann entwickelt sich daraus Schritt für Schritt ein stabiler Nukleus, aus dem immer wieder neue Piraten und neue Ideen geboren werden.

    Unter dieser Überschrift behauptet Florian: "Diffuse und unklare Zuständigkeiten sind in Gebieten geringer Urbanität organisationstheoretisch riskant – sprich: das Risiko ist höher, dass sich lose, informelle Crews oder Stammtische in der Fläche verlieren."

    Der Punkt ist, wenn es "Diffuse und unklare Zuständigkeiten" gibt, spielt der Ort keine Rolle, das Risiko zum Scheitern ist überall gegeben. Und, Zuständigkeiten zu definieren heißt nicht zwangsweise Untergliederungen gründen zu müssen. In der Vergangenheit hatte der Landesvorstand in solchen Gebieten zB. einen Ansprechpartner benannt, der die Organisatioin und Bewerbung der Stammtische übernimmt.

    Kurzum:
    1. Kleine, agile, selbstorganisierte Gruppen schlagen Strukturalismen und sind stabiler
    2. Kommunikation ist und bleibt das A und O.

    Unabhängigkeit schafft Effizienz


    Mag sein, aber auf kleine Gliederungen trifft das definitiv nicht zu. In jeder Gliederungsebene binden wir ca. 5 aktive Piraten an Formalfoo, sprich: alleine in Sachsen sind 50 Mitglieder in Strukturen gebunden. Eine programmatische Arbeit ist für diese während der Amtszeit kaum möglich. In seinem Blog schreibt Florian, daß ja Kompetenzen aufgebaut werden. Ja, werden sie. Der Punkt ist der, daß die Erfahrungen auf KV Ebene nicht in dem Maße bei Herausforderungen auf Landesebene, und Erfahrungen dort nicht auf Bundesebene helfen.

    Wenn, dann sollten wir auf zwei Dinge achten.
    Zum einen regelmäßige Abstimmungen zwischen Kreisvorstands- und Landesvorstandsebene (oder Land/Bund wie auf Marina), damit jeder die Probleme des anderen versteht.

    Zum anderen brauchen wir einen Workflow, der verhindert, daß jeder neue Vorstand von vorne beginnt, seine Erfahurngen zu machen. Eine Idee war die des rollenden Vorstandes, daß man Teile des Vorstandes in einem Jahr neu wählt, den anderen Teil im folgenden.

    Wir brauchen eine Möglichkeit, damit wir das Rad nicht jedesmal neu erfinden. Da hilft keine Hierarchie!

    Kurzum:

    1. Jede Untergliederung bindet wertvolle Ressourcen, die zB. für Programmarbeit fehlen!
    2. Wir müssen aus Fehlen lernen!


    Eine kleine Katastrophenliste


    Um Florians Euphorie ob der Gründung von Untergliederungen mal die Realität entgegenzustellen (nur Jahr 2012!):

    • KV  Vogtland gegründet, bis heute konfliktstark, wenig inhaltliche Vorort-Arbeit, kommissarischer Vorstand
    • KV Mittelsachsen mit 6 Leuten gegründet, 5 davon im Vorstand (stabilisiert durch Förderung LVor mit Tag der Sachsen)
    • KV SOE kurz vor Herztod durch zu wenige Mitglieder, mehrmalige Ermahnung durch Landesvorstand
    • KV Chemnitz handlungsunfähig, kommissarischer Vorstand
    • KV Bautzen kurz vor Herztod durch zu wenige Mitglieder
    • KV Leipzig 2mal handlungsunfähig
    • KV Erzgebirge, kurzzeitig handlungsunfähig durch Wegfall Schatzmeister
    • (KV Dresden kurzzeitig handlungsunfähig, weil Wechsel Vorstand auf Landesebene)
    Wir haben also in 5 (von 10!) KVs einen kommissarischen Vorstand gebraucht mit anschliessender Wahl, SOE, Bautzen, (Zwickau) und Vogtland sind zur Zeit eher im Zombiemodus.

    Wenn wir KV Gründungen mit je 15 Gründungswilligen gehabt hätten, würden gerade die letztgenannten heute in einem deutlich gesünderen Zustand sein.

    Und jetzt mal was Grundsätzliches!


    Was mich an Piraten bisher immer fasziniert hat, und ich bin dankbar, daß wir das bisher so gut hinbekommen haben, ist, daß wir schnell und agil miteinander kommunizieren können, daß wir mit Respektlosigkeit Autoritäten entgegentreten. Das von Florian skizzierte Bild das wir nur Struktur brauchen, damit wir effizient sind, ist Politik 1.0-Denke.

    Hierarchien, oder auch die Untergliederung der Unterglieder der Gliederung sorgen nach und nach dafür, daß wir die Durchlässigkeit verlieren, daß sich interne Abhängigkeiten und Gefälligkeitsstrukturen bilden. 

    Wenn ich mir vorstelle. wir hätten die og. 50 in Strukturen gefangenen Piraten für inhaltliche, programmatische Arbeit zur Verfügung gehabt, was hätten wir bereits reißen können?! Wenn wir die Zeit rechnen, die für die ganzen Kreisversammlungen draufgegegangen sind, für Satzungsfoo, für Wahlen, für Papierkram, für Finanzrechnungen…

    Früher, in einer Zeit ohne Internet, waren baumartig organisierte Parteien notwendig. In unsere Zeit auch noch? Ich glaube kaum.

    Und deswegen halte ich solcherart Forderungen nach Struktur für Irrsinn.